KONSTRUKTIVE FEHLERKULTUR IN UNTERNEHMEN

 
 

Wie in Unternehmen mit Fehlern umgegangen wird, unterliegt schon seit vielen Jahren einem Wandel. Bei dem Wort „Fehler“ stellt sich nicht mehr automatisch die Frage danach, wer diesen zu verantworten hat, sondern viel eher diese: Wie können wir daraus lernen? Diese neue Form der konstruktiven Fehlerkultur führt jedoch unweigerlich dazu, dass sich neue Fragen ergeben. Kann man aus jedem Fehler lernen und ist demnach auch jeder Fehler ein „guter“ Fehler?

Fehler ist nicht gleich Fehler

Amy C. Edmondson, Professorin für Leadership und Management an der Harvard Business School, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema und gibt darauf eine eindeutige Antwort: Nein. Der Gedanke, der hinter konstruktiver Fehlerkultur steckt, ist der, Fehler zu nutzen, um daraus zu lernen. Jeder Prozess hat Schwachstellen und diese können durch Fehler, die offen kommuniziert werden, entdeckt und im Anschluss korrigiert werden. Allerdings entsteht nicht jeder Fehler, weil es beim jeweiligen Prozess einen Optimierungsbedarf gibt. Der Begriff „Fehler“ ist zudem nicht wirklich präzise, Edmondson unterteilt ihn daher in drei verschiedene Kategorien.

Beispielbild: Meeting in Unternehmen

Vermeidbar, Komplex oder Intelligent

Vermeidbar: Fehler, die begangen werden, weil von den vorhandenen standardisierten Prozessen abgewichen wird. Beispielsweise indem für ein Verbindungsstück lediglich fünf Schrauben, statt der vorgeschriebenen sechs, verwendet werden. Diese Fehler sind vermeidbar und machen deutlich, dass eine Abweichung von bereits bestehenden Prozessen zu einem mangelhaften Produkt führt.

Komplex: Fehler, die passieren, weil einzelne Mitarbeiter oder ganze Teams in Situationen geraten, für die es noch keinen standardisierten Prozess gibt, also in komplexen, unbekannten Situationen. Fehler, die hier passieren, lassen sich nicht vorausahnen. Jedoch ist es gerade bei ihnen umso wichtiger, sie zu kennen, da sich dadurch aus ihnen resultierende Folgefehler vermeiden lassen.

Intelligent: Diese Fehler passieren, wenn ein Unternehmen sich auf neuem und unbekannten Terrain bewegt. Es gibt schlichtweg keine standardisierten Prozesse, an die Mitarbeiter sich halten können. Diese Fehler sind experimentell und bieten eindeutig einen Mehrwert, da sie gleich zu Anfang eines neuen Projektes den Grundstein dafür legen, wie zukünftige Prozesse aussehen beziehungsweise wie sie nicht aussehen sollten.

Wenn man diese drei Kategorien berücksichtigt, kann man also pauschal sagen, dass vermeidbare Fehler eher als „schlechte“ Fehler zu bewerten sind und solche, die in die Kategorien „Komplex“ und „Intelligent“ fallen, als „gute“ Fehler gelten können.

Wobei auch Fehler, die in die Kategorie „Vermeidbar“ fallen, nicht ausschließlich negativ zu bewerten sind, denn sie machen deutlich, dass Abweichungen von bestehenden Prozessen und Standards nicht zielführend sind. Grundsätzlich ist diese Einordnung in „gut“ und „schlecht“ dennoch hilfreich, um den Gedanken hinter der konstruktiven Fehlerkultur zu verstehen, dass es darum geht, aus einem begangenen Fehler für das Unternehmen einen Mehrwert zu generieren.

Es geht um das richtige Mindset im Umgang mit Fehlern und darum, stets lösungsorientiert zu denken und zu handeln.

Fehler nicht mit Scheitern gleichsetzen

Wie Thomas Edison schon sagte:

“Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühlampe baut.“

In dem Sinne ist es auch an Unternehmen und den jeweiligen Führungskräften, ihr Mindset anzupassen. Nur wer Misserfolg als Vorbedingung von Erfolg sieht, kann auf Dauer durch die Implementierung von konstruktiver Fehlerkultur einen wirklichen Mehrwert für sein Unternehmen generieren.